Über dieses Buch
Natasha Tretheweys Native Guard (2006) und Memorial Drive (2020) vermitteln eine revisionistische Sichtweise afroamerikanischer Geschichte. Als Dichterin und als Tochter einer afroamerikanischen Mutter und eines weißen Vaters kritisiert Trethewey das unvollständige kollektive Gedächtnis der USA. Zudem wird in Native Guard und Memorial Drive die Familiengeschichte, insbesondere das Leben ihrer Mutter, zur Projektionsfläche für die Folgen des Schweigens über Afroamerikaner*innen in der Geschichtsschreibung. Trethewey verwebt nicht nur komplexe literarische Formen mit Betrachtungen über das kollektive, familiäre und persönliche Gedächtnis; sie vertieft diese Verknüpfung durch ein oft schmerzliches Nachdenken über Eigenverantwortung und Schuld, die sie möglicherweise durch das eigene Schweigen auf sich lud. Dieser innere Konflikt verbindet die Frage nach der möglichen Rettung ihrer Mutter mit der Aufgabe, ihr Andenken zu wahren sowie afroamerikanische Geschichte sichtbar zu machen. In Native Guard (2006) und Memorial Drive (2020) werden figurative Sprache und faktenbasierte Erinnerung zu Überlebensmechanismen im Umgang mit persönlichen und kollektiven Traumata.

