Über dieses Buch
Forderungen nach Forschungsdatenmanagement und nach möglichst offenen Forschungsdaten werden heute von allen zentralen Institutionen im Forschungsbetrieb erhoben; in den meisten Forschungsbereichen sind sie nahezu zu einer Selbstverständlichkeit geworden. In den qualitativ orientierten Sozialwissenschaften sind diese Forderungen vielfach mit großer Skepsis aufgenommen worden und werden weiterhin kontroversiell diskutiert. Ausgehend von den Strategien, die in einer Initiative zur digitalen Archivierung ethnographischer Daten entwickelt worden sind, vertritt dieser Beitrag die Position, dass das Bewahren und Verfügbarmachen qualitativer Forschungsdaten sinnvoll und notwendig ist, aber aus anderen Gründen und mit anderen Zielsetzungen als jenen, die im Diskurs um offene Forschungsdaten im Mittelpunkt stehen. Für ein verantwortliches und produktives Öffnen qualitativer Forschungsdaten aus den Sozialwissenschaften braucht es ein dialogisches Verständnis qualitativer Forschung, das die Beforschten als Akteur:innen einbezieht, anstatt der dominanten Rhetorik von Effizienz, Replizierbarkeit und Accountability. Auch dann sind noch diverse Herausforderungen zu lösen, nicht nur für die Forschenden, sondern auch für Repositorien, deren Infrastrukturen meist die Voraussetzungen für das Archivieren qualitativer sozialwissenschaftlicher Daten nur teilweise erfüllen.

