Über dieses Buch
1522 schuf der Augsburger Bildhauer Hans Daucher eine Kalksteinplakette, die Albrecht Dürer in einem Duell mit einem unbekannten Gegner zeigt. Sie stellt Dürer als höfischen Kämpfer dar und steht im Gegensatz zu anderen Darstellungen, die seine intellektuellen und kreativen Begabungen betonen. Das Daucher-Relief lenkt die Aufmerksamkeit auf den Körper des Künstlers und präsentiert ihn als kraftvolle männliche Präsenz, deren künstlerische Fähigkeiten – wie geschickte Gewalt – es ihm ermöglichen, seine kulturellen Konkurrenten zu dominieren. Im vormodernen Europa ermöglichte ritualisierte Gewalt aristokratischen Männern, ihre Tugendhaftigkeit auszudrücken und sich von Männern anderer Klassen zu unterscheiden. In der höfischen Kultur des 16. Jahrhunderts wurden künstlerische Fertigkeiten und geschickte Gewalt zunehmend als austauschbare Formen instrumenteller Macht angesehen, die es einem Höfling ermöglichten, die Vorherrschaft über seine Konkurrenten zu erlangen. Es soll aufgezeigt werden, dass das Daucher-Relief die symbolische Bedeutung des rituellen Kampfes und die zunehmende konzeptionelle Gleichstellung von künstlerischem Geschick und geschickter Gewalt ausnutzt, um Dürer als einen kulturellen Krieger darzustellen, der der Ehre und Wertschätzung seiner aristokratischen Kollegen würdig ist.

