Über dieses Buch
Nach der Auflösung des Warschauer Paktes und dem vermeintlichen Ende der Geschichte herrscht ein emphatisches Friedenspathos in der Internationalen Staatengemeinschaft vor. Doch anstatt dem Anbruch einer Ära des ewigen Friedens folgt die Ernüchterung: Die Völkermorde in Ruanda und Srebrenica, die Kontroverse um die NATO-Intervention im Kosovo und die vielen weiteren Fehlschläge in Entwicklungs- und Friedensinitiativen erschüttern diesen Optimismus. Nicht zuletzt das Scheitern der internationalen Anstrengungen zum Aufbau und zur Stabilisierung eines afghanischen Staates markiert den vorläufigen Tiefpunkt einer erfolglosen Geschichte des internationalen Friedensengagements. Der Artikel sucht nach Gründen für dieses Scheitern im Kontext des Anthropozän. Dieses verortet den Menschen in einer wechselseitig konstitutiven Beziehung mit der Natur und damit innerhalb einer grundlegend kontingenten Welt, die v.a. im Anschluss an die Moderne als exklusive Domäne menschlicher Souveränität galt. Das macht jegliche Definitionen von Frieden im Anthropozän zur uneinlösbaren Fiktion. Nach der Auflösung dieses modernistischen Friedensbegriffs versucht die Argumentation schließlich eine relationale Konzeption von Frieden zu rekonstruieren.

