Über dieses Buch
Die angewandte Anthropologie hat eine lange, umstrittene Geschichte, die in der Regel auf die kolonialistischen und imperialistischen Macht- und Herrschaftsstrukturen zurückgeführt wird. Andererseits hat in den letzten zwei Jahrzehnten das Interesse an engagierter Forschung in der Wissenschaft zugenommen. Vor diesem Hintergrund lädt das Papier dazu ein, über das nachzudenken, was man als „anthropologische Schuld“ bezeichnen könnte: die Verpflichtung, den menschlichen und nicht-menschlichen Wesen, mit denen wir arbeiten, den Gemeinschaften, mit denen wir zusammenarbeiten wollen, und den Orten, in die wir zu Forschungszwecken eindringen, „etwas zurückzugeben“. Wie ist es möglich, Forschung mit Parteiergreifen und engagiertem Handeln zu vereinbaren, ohne neue Formen von Asymmetrien zwischen Forschenden und Beforschten zu reproduzieren und zu schaffen? Vor dem Hintergrund dieser Frage erörtert dieser Beitrag die Legitimität und Effektivität der angewandten Anthropologie in der Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen gesellschaftlichen Wirklichkeit, indem er die ethisch-politischen Herausforderungen dieser Teildisziplin hervorhebt und über mögliche Lösungen nachdenkt.

