Über dieses Buch
Bereits im Jahr 1994 und somit noch vor Verabschiedung der Washingtoner Prinzipen und des Österreichischen Kunstrückgabegesetzes konnten enteignete Buch- und Zeitschriftenbestände an der Fachbereichsbibliothek Europäische Ethnologie nachgewiesen werden. So z.B. Werke aus der Bibliothek des Katholischen Universitätsvereines Salzburg, einer Bibliothek, die von der Gestapo beschlagnahmt und der Forschungs- und Lehrgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e.V. einverleibt worden war. Auch Zeitschriftenbestände aus der beschlagnahmten Anthropos-Bibliothek in St. Gabriel konnten aufgrund von Literatur- und Archivhinweisen 1994 identifiziert werden.
Nach der im Jahr 2005 durchgeführten Autopsie des ca. 3.600 Bände umfassenden Altbestandes der Fachbereichsbibliothek Europäische Ethnologie erfolgte die Katalogisierung der fraglichen Bestände, wobei nach deren Aufarbeitung vier Restitutionen (99 Bände) und sechs Eintragungen in die Kunst-Datenbank des Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus (32 Bände) durchgeführt sowie 26 Fälle (65 Bände) als unbedenklich eingestuft werden konnten. Damit konnte ein Schlusspunkt der NS-Provenienzforschung an der Fachbereichsbibliothek Europäische Ethnologie gesetzt werden.
In diesem Beitrag soll exemplarisch auf den Fall des Bibliothekars Rudolf Carl Panzl-Stein eingegangen werden. Grundlage der Untersuchung ist eine Druckschrift mit einem Besitzvermerk, der als Ausgangspunkt dient, um das Vorgehen der NS-Provenienzforschung darzulegen. Der Fokus liegt dabei sowohl auf der Herkunft des Objekts als auch auf der Person, die es ursprünglich besessen hat. Panzl-Steins Schicksal geht über seine berufliche Tätigkeit hinaus und umfasst auch persönliche Aspekte, wie seine letzte Ruhestätte auf einem jüdischen Friedhof. Diese Entdeckung führte zu weiteren Nachforschungen, auch wenn in diesem Fall letztlich keine Restitution vorgenommen wurde.

